[& Radieschen interviewt:] DAVID SAMHABER

& RADIES­CHEN-FRA­GE­BO­GEN INTER­VIEW
dies­mal mit: David Sam­ha­ber


Mei­ne Fami­lie sagt immer, ich war schon immer ein „Gschicht­l­dru­cker“ , meint David Sam­ha­ber.

In unse­rer aktu­el­len Aus­ga­be wird sei­ne Kurz­ge­schich­te “Die Erde ins Loch tref­fen” ver­öf­fent­licht.

Foto: David Sam­ha­ber
© San­dra Spie­gel

Wel­che Text­gat­tung bevor­zugst du?
Ich kann fast nur Pro­sa. Für Lyrik bin ich zu unge­dul­dig, für Lie­der reicht die Stim­me nicht, für Dra­ma­tik fehlt mir das Vor­stel­lungs­ver­mö­gen. Am liebs­ten schrei­be ich Kurz­ge­schich­ten, seit noch gar nicht so lan­ger Zeit weiß ich nun auch, dass es Spaß macht, Roma­ne zu schrei­ben.

Was hat dich zum Schrei­ben bewegt?
Mei­ne Fami­lie sagt immer, ich war schon immer ein „Gschicht­l­dru­cker“, so rich­tig ohne schu­li­schen Druck ange­fan­gen zu schrei­ben habe ich aber durch mei­ne Arbeit als Kin­der­gar­ten­päd­ago­ge. Die Erfah­run­gen und Erleb­nis­se im Job muss­ten irgend­wo Platz fin­den und da war ein lee­res Blatt Papier genau das Rich­ti­ge. 

Gibt es The­men, die dich als Autorin beson­ders inter­es­sie­ren?
Sowohl beim Schrei­ben als auch beim Lesen inter­es­sie­ren mich Geschich­ten am Land/im Dorf. Sowohl his­to­ri­sche, aber auch aktu­el­le The­ma­ti­ken fin­de ich dabei beson­ders span­nend. Wahr­schein­lich kommt das daher, dass ich selbst als Stadt­kind im Alter von 12 Jah­ren aufs Land gezo­gen bin, das war ein ziem­li­cher Kul­tur­crash, der mich bis heu­te fas­zi­niert.

Gibt es etwas, das dich beim Schrei­ben beson­ders inspi­riert? Woher kom­men dei­ne Ideen?
Das mit dem Schrei­ben über Erleb­tes hat sich nie so wirk­lich geän­dert und habe ich mir bei­be­hal­ten. Des­halb dreht sich vie­les in mei­nen Tex­ten um Outings, Fami­li­en­ge­schich­ten und ande­re Erleb­nis­se. Dafür reicht oft nur ein Zitat, dass ich auf­ge­schnappt und mir in mei­nem Han­dy notiert habe, das neh­me ich dann als Schreib­im­puls.

Wo schreibst du am liebs­ten?
Ich habe von einer guten Freun­din einen alten Com­pu­ter geschenkt bekom­men, den ich nie mit dem Inter­net ver­bun­den habe. Wenn ich den ein­schal­te, dann ist das Han­dy nicht in Griff­wei­te, die Türe zu, die Ver­su­chung für Net­flix gleich Null und ich kann ent­spannt und kon­zen­triert schrei­ben.  

Zu wel­cher Tages­zeit schreibst du am liebs­ten?
Das ändert sich von Tag zu Tag, mal geht’s in der Früh am bes­ten, mal macht es mit­ten am Tag „Klick“, mal kommt der Schreib­fluss erst kurz vor Mit­ter­nacht und dann wird bis tief in die Nacht geschrie­ben. Das kann prak­tisch, manch­mal aber auch rich­tig ner­vig sein, vor allem, wenn der Ter­min­ka­len­der nicht beson­ders fle­xi­bel ist. 

Was tust du, um eine Schreib­blo­cka­de zu lösen?
Was ganz ande­res. Wenn nix geht, dann geht nix und dann bringt es auch nichts, mich zu quä­len. Meis­tens hel­fen Dead­lines, manch­mal belü­ge ich mich damit auch selbst und set­ze mir Dead­lines bewusst frü­her als not­wen­dig. Das funk­tio­niert nicht immer, aber doch manch­mal. 

Was liest du gera­de?
Ich lese gera­de „Was danach kommt“ von Anika Suck, tat­säch­lich ein Buch über eine Kin­der­gar­ten­päd­ago­gin, die einen Auto­un­fall ver­ur­sacht, bei dem ein Kind ums Leben kommt. 

Wel­ches Buch soll­te dei­ner Mei­nung nach jede:r lesen?
Auch dazu ändert sich mei­ne Mei­nung von Zeit zu Zeit. Das mei­ner Mei­nung nach bewe­gends­te Buch der letz­ten Monate/Jahre war für mich „Franz ohne Dorf“ von Vere­na Dolo­vai. Es geht um patri­ar­cha­le Struk­tu­ren am Land und Homo­se­xua­li­tät im Dorf, auch wenn sie nur am Ran­de erwähnt wird. Obwohl die Stim­mung des Buches über gro­ße Stre­cken hin­weg bedrü­ckend ist, habe ich es ver­schlun­gen. 

Was schätzt du beson­ders an &Radieschen?
Die Dead­lines und Schreib­im­pul­se. Auch Ein­sen­dun­gen bei Lite­ra­tur­zeit­schrif­ten eige­nen sich her­vor­ra­gend gegen Schreib­blo­cka­den. &Radieschen hat mich schon aus eini­gen geholt. 

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mehr über den Autor:

David Sam­ha­ber, in Linz gebo­ren, in Salz­burg stu­diert und in Wien ange­kom­men, ist gelern­ter Kin­der­gar­ten­päd­ago­ge und arbei­tet mitt­ler­wei­le als Slam Poet, Redak­teur und in einer klei­nen Büche­rei. Sei­ne Tex­te han­deln von sei­nem Outing, der Bezie­hung nach und zu Vor­arl­berg und den Maril­len­knö­deln sei­ner Oma – es sind die bes­ten auf der gan­zen Welt. Publi­ka­tio­nen in Antho­lo­gien und Lite­ra­tur­zeit­schrif­ten, Short­list beim FM4 Wort­laut 2024. 

Einen Text von David Sam­ha­ber fin­det man in unse­rer neu­en Aus­ga­be mit dem Titel “bie­gen & bre­chen”.

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