& RADIESCHEN-FRAGEBOGEN INTERVIEW
diesmal mit & Radieschen-Gründer ANDREAS PLAMMER
"Lampenfieber habe ich selber, immer noch nach all den Jahren. Ich finde aber nicht, dass das etwas Schlechtes ist, sondern die eigene Spannung hochhält."
Andreas Plammer hat 2004 nicht nur den Anno Literatur Sonntag ins Leben gerufen, sondern 2006 auch die Gründung unserer Literaturzeitschrift angestoßen.
Für unseren Blog hat er sich als Erster aus dem Redaktionsteam dem Fragebgeninterview gestellt und verrät darin, was ein guter Text für ihn ausmacht, wie die erste Lesung zum Erfolg wird und wie man Schreibblockaden erst gar keine Chance gibt.
Foto: Andreas Plammer, © MPK
Wann hast du zu schreiben begonnen – und warum machst du es heute noch?
Begonnen habe ich so um 1984; meine erste Lesung hatte ich 1989. Und ich schreibe noch immer, weil es immer noch Spaß macht.
Gibt es etwas, das dich beim Schreiben besonders inspiriert? Woher kommen deine Ideen?
Die Ideen kommen auf ganz unterschiedliche Weise: aus Beobachtungen, aus aufgeschnappten Gesprächsfetzen im Kaffeehaus oder der Bar, aus den Medien, aus den Gesprächen mit anderen Autor:innen etc.
&Radieschen gäbe es ohne dich nicht. Wie bist du auf die Idee gekommen, eine Literaturzeitschrift zu gründen – und wie wurde aus der Idee Realität?
Seit meiner ersten Mitarbeit bei einer (längst untergegangenen) Literaturzeitschrift war es immer mein Wunsch, wieder einmal Teil der Redaktion einer Literaturzeitschrift zu sein. Die Idee konnte schließlich realisiert werden, nachdem ich durch den Anno Literatur Sonntag einige Gleichgesinnte gefunden hatte, insbesondere Judith und Florian Purkarthofer und Robert Anders. Im Lauf der Zeit sind dann noch etliche andere Autor:innen dazugekommen.
Du bewertest bei &Radieschen die Texteinsendungen mit. Was muss ein Text für dich können, um dein Herz zu erobern?
Der Text muss für mich von der Idee bzw. der Herangehensweise an ein Thema und der Sprache her interessant sein.
Wo liest du die Einsendungen am liebsten?
In einem stillen Kämmerlein, wo ich möglichst ungestört bin; ich versuche, die Texte möglichst alle in einem Block zu lesen oder, wenn es zu viele sind, in zwei Etappen, um möglichst objektiv und in derselben Stimmung bewerten zu können.
Hast du Tipps für unsere Autor:innen gegen die gefürchtete Schreibblockade?
Einfach weiterschreiben; besser ein paar Seiten Mist, als gar nichts schreiben. Schlechte Passagen kann man immer noch überarbeiten oder schlimmstenfalls wegwerfen. Bei längeren Texten nicht bis zum toten Punkt schreiben, sondern an einer Stelle aufhören, an der man schon eine klare Vorstellung davon hat, wie es weitegehen soll.
Du organisierst und moderierst auch die Lesungen im Café Anno. Worauf sollte mensch bei der ersten öffentlichen Lesung achten – bzw. hast du Tipps gegen Lampenfieber?
Bei der ersten Lesung neigen viele Autor:innen dazu, zuviel auf einmal zu wollen; besser die Lesung etwas kürzer halten. Man muss nicht sämtliche Texte beim ersten Termin lesen, es wird wieder einer kommen. Man soll die Aufnahmefähigkeit des Publikums nicht überschätzen; die besten Lesungen sind die, wo das Publikum sich nicht denkt, wann hört die:der endlich auf, sondern: Schade, ich hätte gern noch einen oder zwei Texte hören wollen. Dem kann man immer noch durch eine Zugabe entsprechen, oder eben bei der nächsten Lesung.
Lampenfieber habe ich selber, immer noch nach all den Jahren. Ich finde aber nicht, dass das etwas Schlechtes ist, sondern die eigene Spannung hochhält (wenn es nicht in übertriebenem Maß auftritt, dann braucht man wohl professionelle Unterstützung).
Welches Buch hat dich zuletzt besonders begeistert?
Bei solchen Fragen muss ich immer aufpassen, dass es keine sehr lange Liste wird; ich nenne darum nur Ian McEwans „Die Kakerlake“, eine geniale Satire auf die Politik in Großbritannien, ebenso wie auf die Politik im Allgemeinen.
Was liest du am liebsten, wenn du einfach mal nur entspannen möchtest?
Bücher, die ich (teilweise vor Jahrzehnten) schon einmal gelesen habe; ich finde es höchst interessant, wie sich der Blickwinkel im Lauf der Jahre verändert, und wie anders ich Bücher nach einem gewissen zeitlichen Abstand (neu) beurteile.
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mehr über den &Radieschen-Gründer
Andreas Plammer, geboren 1966 in Wien.
Zahlreiche Lesungen und Teilnahmen an Poetry-Slams, Veröffentlichungen in diversen Literaturzeitschriften und Anthologien, Mitorganisator der wöchentlichen Lesungsreihen Anno Literatur Sonntag und Anno Dialekt Donnerstag, Redaktionsmitglied der Literaturzeitschriften „& Radieschen“ und „Morgenschtean“, Vorsitzender der ÖDA (Österreichische DialektautorInnen und ‑archive).
Einzelpublikation:
„Fauler Zauber“, Kriminalroman, Milena 2011
Letzte Veröffentlichungen in:
„Wien schön trinken“, Hg. Vanessa Wieser, Milena, 2013
„Radfahren schön trinken“, Hg. Vanessa Wieser + Markus Köhle, Milena, 2014
„Slam-Oida!“, Hg. Mieze Medusa + Markus Köhle, Lektora-Verlag, 2017
Links:
– ALSO ins ANNO (über die Lesereihe AnnoLiteraturSonntag; derACHTE)
– zum Anno Literatur Sonntag / Anno Dialekt Donnerstag
– zu den Österreichischen Dialektautor:innen (Ö.D.A.)
Andreas Plammer (ap) im &Radieschen
Die Kolumne “Bar jeder Vernunft” findest du aktuell immer auf Seite 5.
Wenn du dich durch die Diashow klickst, kannst du in der Zeit zurückreisen – zu früheren Kolumnen von Andreas Plammer.
aus den Ausgaben: #57 – Bier & Bauch, #37 – Lach & Sach, #4 – Pech & Prosa