Helena Adler:
FRETTEN
Jung & Jung, 2022
192 S. | € 23,00
ISBN: 978–3‑99027–271‑8
Rezension: Katrin Oberhofer
„Fretten“ von Helena Adler habe ich atemlos gelesen: was für ein Umgang mit der Sprache! Jeden Satz, jede Wortkreation möchte ich einzeln lesen, tief inhalieren, kann aber trotzdem nicht umhin, weiterzulesen, um hinter der nächsten Satzecke wieder umgeworfen zu werden von einem neuen Wortbild. Geburt, Mutterschaft, Körperlichkeit: Hier wird ohne mit der Wimper zu zucken hingeschaut und so manche Brutalität enthüllt. Aber so laut die Sprache auch schreit in diesem Buch, so viel Wut über die Verhältnisse hier auch artikuliert wird: Es hat etwas Zartes, Zärtliches, zu den Menschen Hingewendetes.
„Es war nicht mehr viel Leben in meinem Körper, es verlangte mich, ihn zu bergen, würdevoll wie einen Leichnam. Aber etwas brodelte noch in ihm, ein letzter Lebensstrom aus dem Inneren seiner Innereien, Lava über die Lippen.“
Foto © Katrin Oberhofer
Katrin Oberhofer, rezensiert seit 2023 für &Radieschen.
Aufgewachsen in Maria Saal, lebt mit ihren liebsten Menschen in Wien. Studium der Sozial- und Kulturanthropologie und Philosophie, Ausbildung zur Schreibtrainerin am writers’ studio.
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