Katharina Ingrid Goedler:
Die Filmstadt am Rande der Kindheit
Limbus, 2023 | 96 S. | € 16,00
ISBN: 978–3‑99039–236‑2
Rezension: Timo Brandt / @lyristix
Ein leichtes, aber konstantes Flimmern durchzieht die Gedichte von Katharina Godler. Ihren sprachlichen Bildern gelingt, was normalerweise Kameraeinstellungen vorbehalten ist: gestochen klar im Detail zu sein, aber räumlich vage zu bleiben.
Darüber hinaus gibt es viele Coming of Age Vibes und so manche sonst zum Randelement verdammte Wesenheit wird unverhofft in den Fokus gerückt; es sind nicht die ganz großen Szenen, sondern eher das scheinbar Unscheinbare, das Godlers Interesse weckt, Anziehung ausüben soll; das Gesäumte (und Versäumte) steht bei ihr im Mittelpunkt.
Ihr Blick, ihr Stil, sie haben eine intime und zugleich eine unbestechliche Komponente. Wiederum wie eine Kamera, die dokumentiert, die schlicht Dinge einffangen soll – aber eben doch auch abbilden, ausstellen will.
Man (oder zumindest ich) unterschätzt zunächst den Ton der Texte, der sanft und glatt anmutet, aber schnell seine Widerhaken und Emotionsspitzen entblößt, wenn man sich mehr mit den Gedichten auseinandersetzt. Auferlegte Scham, ambivalentes Verlangen und Sehnsucht sind die Spitzenreiter, aber auch Unmut und Widerwillen sind nicht fern – und natürlich die Wehmut, Nostalgien (in denen, wie man weiß, nicht selten Schrecken lauern), ein cinematographisches Heimweh, das sich eher auf einen schwer festzulegenden Zeitraum als auf einen konkreten Ort richtet. In jedem Fall ist das alles klug verdichtet, subtil und doch greifbar.
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