[LYRIKEMPFEHLUNG:]“DIE LETZTE FRAU” von Rasha Habbal

Rasha Hab­bal:
Die letz­te Frau
Über­set­zung aus dem Ara­bi­schen: Filip Kaź­mier­c­zak & Anke Bastrop
Ver­lags­haus Ber­lin, 2021 | 48 S. | € 16,00
ISBN: 978–3‑945832–46‑2
Rezen­si­on: Timo Brandt / @lyristix

Es gibt so Gedich­te, die hört/liest man und denkt sich zuerst ein­fach nur: saustark! (par­don my lan­guage & Kom­pli­ment an die Übersetzer*innen, genannt auf dem Cover!)

So ging es mir mit den Gedich­ten von Rasha Hab­bal, die mich mit ihrer Bild­spra­che, dem unter­schwel­li­gen Begeh­ren und der gären­den Gewalt dar­in, in Bann geschla­gen haben. Brei­te Schau- und ver­stoh­le­ne Schat­ten­plät­ze kom­men hier zusam­men; dazwi­schen das, was unter­drückt wer­den muss, das, was erdrü­ckend ist und all die Angst und Wut, die zer­rei­ßen, der­weil Men­schen, Fami­li­en und Län­der wirk­lich in Stü­cke geris­sen wer­den.

Das lyri­sche ver­sucht das Eige­ne, sei­ne Bestand­tei­le bei­sam­men zu hal­ten, fest­zu­ma­chen – aber alles schwankt und droht ein­zu­stür­zen. Schar­fe Kan­ten könn­ten frei­ge­legt wer­den; nicht nur der Rosen Dor­nen, son­dern der Sta­chel­draht, der um die See­le führt, gefloch­ten aus Schmerz, Ver­dräng­tem und Unver­stan­de­nem.

Es soll jedoch nicht so klin­gen, als sei dies pri­mär Opfer­ly­rik. Allein die Bild­spra­che, so stark und wan­del­bar, macht klar, dass hier eine fes­te Stim­me spricht, eine, die nicht ver­stum­men kann, son­dern den Vor­hang des Ver­stum­mens zer­schnei­det, in Fet­zen hän­gen lässt. Durch die Löcher sieht man Haut, Wut, Blut und Lip­pen, Stöh­nen und Geheul dringt ans Ohr. Zwi­schen Krie­gen und Lie­ben lie­gen die Wor­te aus wie Rosen­blät­ter­mi­nen.

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