
Isabella Feimer:
VERSUCH EINER VERPUPPUNG
Gedichte
Haymon, 2025 | 128 S. | € 22,90
ISBN: 978–3‑7099–8250‑1
Rezension: Timo Brandt / @lyristix
Verpuppung, da denkt man an die Gleichung Raupe x Kokon = Schmetterling (letzterer: wunderschön, natürlich). Eine Metapher für Entwicklung und (Ver)Wandlung, künstlerische Prozesse, auch Hoffnung und Selbstliebe.
Diese Metapher bürstet Isabella Feimer nun in ihrem neusten Lyrikband ein bisschen gegen den Strich. Denn darin geht es weniger um Entwicklung und mehr um Stillstand, weniger um Entfaltung und mehr um Verarbeitung.
In drei Abschnitten führen uns die kurzen, am Ende auch längeren Gedichte durch die Geschichte einer Beziehung (oder mehrerer Beziehungen). Das Du, mag es nun eine Person sein oder mehrere, ist allgegenwärtig, zugleich oft fern, vergangen oder zumindest schwer zu erreichen. Die Anwesenheit der Abwesenheit wird hier vielfach durchdekliniert.
Das alles könnte wie gesagt als Verarbeitung einer Beziehung gelesen werden (meist abstrakt, teilweise aber auch konkret, siehe bspw. das letzte Gedichtbeispiel). Was wäre dann die Verpuppung? Nun heisst es ja: Versuch einer Verpuppung. Es könnte also gemeint sein: Man hat versucht, sich in einer Beziehung zu verpuppen und es scheiterte. Eine andere Idee – weil das lyrische Ich sich manchmal unterwirft und so fixiert auf das Du ist, nicht selten passiv erscheint – könnte lauten: Mit Verpuppung ist die Puppenwerdung gemeint. Dann ginge es um den Versuch des Du aus dem lyrischen Ich eine Art Puppe zu machen. Und dessen Widerstand.
Das sind natürlich sehr enggeführte Interpretationen, die sich zwar ein bisschen aufdrängen, aber vielleicht trotzdem (oder gerade deswegen) zu kurz greifen. Ich muss zugeben, dass ich mich teilweise schwergetan habe mit der manchmal mondän-martialischen Sprache (siehe erstes Gedichtbeispiel), an anderen Stellen wiederum gibt es tolle Nuancen. Am besten wird sein, man*frau macht sich selbst ein Bild und begibt sich in dieses lebendige Gedichtdickicht.
(Timo Brandt / Lyristix)
(Hinweis: Der Link funktioniert auch ohne Instagram-Konto!)

Lyristix ist eine Initiative für Lyrikbesprechungen auf Instagram (eine Liste der besprochenen Titel findet mensch auch auf lyristix.wordpress.com).
Jede*r, der*die über einen Lyrikband (nicht den eigenen) schreiben will, kann mitmachen.
Kontakt per Instagram oder per Mail: lyristix@gmail.com