[REZENSION:] “Das Hortschie-Tier und die Lurex-Frau” von Manfred Chobot

Man­fred Cho­bot:
DAS HORT­SCHIE-TIER UND DIE LUREX-FRAU

Illus­tra­ti­on: Wal­ter Schmö­g­ner
Ver­lag: edi­ti­on lex liszt 12
Sei­ten: 370
ISBN: 978–3‑99016–218‑0
Rezen­si­on: mpk

Cho­bots Tex­te sind wie eine Schach­tel Pra­li­nen, die man sich zwi­schen­durch gönnt (und wie in einer Pra­li­nen­schach­tel schmeckt nicht jede Pra­li­ne gleich – man­che sind süß, man­che inter­es­sant, man­che schme­cken ein bis­serl fad, und die ein oder ande­re schmeckt durch­aus bit­ter.)

Ein paar kur­ze Ein­bli­cke?
Gleich zu Beginn rei­sen wir nach Chi­ca­go, wo sich der Ich-Erzäh­ler (aber ja, man darf sich ruhig den Cho­bot vor­stel­len) in einer wil­den Knut­sche­rei den Zahn­stein ent­fer­nen lässt. Beson­ders lus­tig: das Weih­nachts­fest bei der Haus­ärz­tin oder auch die spek­ta­ku­lä­re Fahrt ins obe­re Stock­werk durch Hyper­ven­ti­lie­ren (funk­tio­niert jedoch nur mit einem geknick­tem Trink­halm) und das anschlie­ßen­de Pick­nick im Bun­des­kanz­ler­amt. Dort wird der Ich-Erzäh­ler (aber ja, sicher ist es der Cho­bot!) von Kurz´ Oma – trotz Pan­de­mie und Kon­takt­ver­bot! – mit einer herz­li­chen Umar­mung begrüßt und brennt dann, bevor man ihn hin­aus­wirft, ein Loch in den Tep­pich. (Na, wenn ihm auch nie­mand einen Aschen­be­cher reicht!)
Nun gut, ab und zu erweist es dann viel­leicht doch als nicht so güns­tig, wenn man sich immer den Cho­bot vor­stellt. Spä­tes­tens, wenn es näm­lich etwa heißt: „Um ein Kind zu gebä­ren, lag ich im Kran­ken­haus“. Da muss man sich als Leser:in wie­der zur Räson rufen und dar­an erin­nern, dass ein Ich in der Lite­ra­tur eben doch ein fik­ti­ves Ich ist und man es auch mit (mehr oder weni­ger) fik­ti­ven Neben­fi­gu­ren zu tun hat. Auch wenn die­se als Les­sing, Höler­lin, Jeli­nek oder Hrdli­cka (mit grü­nem Steie­rer­hut!) in Erschei­nung tre­ten. 
Man­ches ist übri­gens nicht ganz jugend­frei – „unge­eig­net für Jugend­li­che unter 17 3/4 Jah­ren wird etwa unter dem Kapi­tel „Turt­le mich Tau­be!“ gewarnt. In die­sem Kapi­tel trifft man dann auch auf das Hort­schie-Tier, das sich für den Prot­ago­nis­ten aller­dings nicht gera­de als lust­för­dernd her­aus­stellt …

Cho­bots Tex­te sind wie die Bil­der von Sal­va­dor Dalí – wie in einem Traum bin ich dem durch sei­ne ero­ti­schen, schrä­gen und manch­mal auch unheim­li­chen “Tagrest­ver­ar­bei­tun­gen” bzw. sein Fabu­lier-und-Erin­ne­rungs­fa­schier­tes gefolgt. 
Ja, fast kam es mir so vor, als hät­te der Man­fred sich mit sei­nen Tex­ten wäh­rend der Lock­downs selbst bei Lau­ne gehal­ten. 

~~

Nach­trag: Die­ses Jahr ist das Hör­buch zum Buch erschie­nen. Die Text­aus­wahl hat Man­fred Cho­bot selbst getrof­fen – ein­ge­le­sen hat die kur­zen Hyper-Tex­te nie­mand Gerin­ge­rer als Wolf­ram Ber­ger!

Mar­ga­ri­ta ist seit 2009 bei &Radieschen. Sie ist für den Satz der Zeit­schrift sowie den rei­bungs­lo­sen Ablauf von Ein­sen­de­schuss bis Druck ver­ant­wort­lich – und für die­sen Blog. Bei &Radieschen hat sie ihre Lei­den­schaft fürs Zeit­schrif­ten­ma­chen ent­deckt, wes­we­gen sie seit 2021 auch die Dia­lekt­zeit­schrift “Mor­gen­schte­an” gestal­tet. Wenn sie nicht gera­de vor dem Bild­schirm sitzt, dann liest sie meist. Oder sie schreibt (> margaritakinstner.at).

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