Rudolf Kraus Eisele:
Versvermessung
Verlagshaus Hernals, 2024 | 180 S. | € 23,90
ISBN: 978–3‑903442–62‑7
Rezension: Timo Brandt / @lyristix
“Im Haiku ist der Moment etwas Längeres – alles andere kommt zu kurz!”, schrieb scherzhaft einst der Dichter Günter Nehm. Trotz solcher Frotzeleien erfreuen sich das Haiku und seine Spielarten (neben dem Original, 17 Silben in drei Zeilen, wird es ja gerne auch als Dreizeiler mit variablen Silben und bei Rudolf Kraus auch als Elfsilber und Fünfsilber ausstaffiert) großer Beliebtheit; bei Lyristix könnte man allein schon auf 5–10 Bände verweisen, die teilweise oder ganz aus Haiku(-spielarten) bestehen (z. B. die von Richard Wright, Michał Bukowski, Lütfiye Güzel, Markus Kirchhofer, Lothar Kowalke und das sind nur die Namen, die mir spontan einfallen).
Es ist schwer dem Haiku als Autor*in den eigenen Stempel aufzudrücken. Das ist allerdings auch eine seiner Stärken: es hat einen universellen Touch. Auf den verlässt man sich allerdings auch manchmal zu schnell. Ebenso verführerisch ist es, das kurze Gedicht in eine (aufdringliche) Pointe oder eine Art Conclusio münden zu lassen.
In letztere Falle tappt Rudolf Kraus hier und da. Man verzeiht es ihm meist sofort, nicht nur, wenn er zur Komik greift. Seine Kurzgedichte haben einen dezenten Charme, eine unspektakuläre Direktheit. In der Regel nehmen sie sich selbst nicht zu ernst, was (fast) immer erfreulich ist. Ein bisschen Beliebigkeit ist auch dabei, aber die kommt ja selten zu kurz. Und hier hat sie immerhin keine Längen.
(Timo Brandt / Lyristix)
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