[LYRIKEMPFEHLUNG:]“HAUS OHNE TÜREN” von Andreas Unterweger

Andre­as Unter­we­ger:
Haus ohne Türen
Gedich­te
Dro­schl, 2025 | 128 S. | € 21,00
ISBN:  9783990591802
Rezen­si­on: Tobi­as March / @lyristix

Nach der Lek­tü­re der ers­ten Hälf­te des Gedicht­ban­des von Andre­as Unter­we­ger war ich kurz davor, durch die Zar­ge zu gehen und die­ses Haus nie wie­der zu betre­ten. Spie­le­rei­en, Ver­wei­se, Per­so­nal Jokes, schön und gut, aber mir waren die dadurch ent­ste­hen­den Zwi­schen­räu­me in den Gedich­ten zu groß, stän­dig stol­per­te ich, steck­te fest, fluch­te und balan­cier­te. Man kann sich auch an offe­nen Türen den Kopf ein­ren­nen, schrieb Käst­ner – anschei­nend sogar an nicht vor­han­de­nen. Ich mag es, mir ein Gedicht zu erspie­len, wie ein kom­pli­zier­tes Level. Aber nicht, es mir zu erar­bei­ten. Lyri­k­le­sen ist kei­ne Frohn.

Zum Glück hab ich mich noch in die ande­ren Räu­me gewagt und dort umge­se­hen. Belohnt wur­de ich nicht nur mit eini­gen star­ken Bezie­hungs- und Tier­ge­dich­ten, son­dern auch mit einem fein­kan­ti­gen Humor, der wohl auch in der ers­ten Hälf­te so man­chen Vers gla­sier­te, den ich dort aber als Spott und teil­wei­se gar als Hohn (ob mei­ner Unfä­hig­keit, irgend­wie mit den Gedich­ten zu rela­ten) emp­fun­den habe. Geschmacks­fra­ge – kei­ne Fra­ge!

Kurz­um: ich fand Unter­we­gers Lyrik dort am stärks­ten, wo sie sich nicht an etwas dran­hängt, son­dern wo sie sich an etwas auf­hängt; nicht dort wo sie flat­tern­des Fähn­chen oder Ban­ner, son­dern wo sie ver­strick­tes, nach Luft rin­gen­des Leben wie­der­gibt (oder ein Gal­gen­männ­chen zeich­net). So oder so, Leser*innen: tre­tet ein! Die Tür ist nicht ein­ge­tre­ten, die Poe­sie aber schon.


(Timo Brandt / Lyris­tix)

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