[REZENSION:] “Hallo Everybody” von Puneh Ansari

Puneh Ansa­ri:
Hal­lo Ever­y­bo­dy
Mikro­text, 2023
ISBN 978–3‑948631–30‑7
S. 192 | € 23,00

Rezen­si­on: Kat­rin Ober­ho­fer

Die zwei­te Samm­lung an Kurz­tex­ten von Puneh Ansa­ri oszil­liert zwi­schen Inter­net-Phi­lo­so­phie und Poe­sie. Ihre Tex­te ent­sprin­gen dem Social-Media-Uni­ver­sum und sind dem­entspre­chend im Kon­ver­sa­ti­ons­ton gehal­ten. Doch sie machen sich in Buch­form groß­ar­tig – weil sie zei­gen, dass Tief­sin­nig­keit nicht immer prä­ten­ti­ös daher­kom­men muss, und dass es okay ist, über sich selbst zu lachen und auch sonst über alles mög­li­che, was Men­schen für wich­tig hal­ten.

Der ers­te Satz des Buches lau­tet: »Das Leben ist kurz, bleibts in eurer Kom­fort­zo­ne.« Die­ser aus­ge­spro­chen freund­li­chen Hal­tung bleibt Ansa­ri treu. Mit fei­ner Iro­nie blickt sie auf ihre eige­nen Gedan­ken in einer frag­men­tier­ten Welt, in der der Fokus immer wie­der abge­lenkt wird. Bei­spiels­wei­se so: »Ich hab am Han­dy so vie­le Wecker gestellt, dass es beim Snoo­zing so aus­schaut, als würd ich Com­pu­ter spie­len.«

Die Viel­falt der Fra­gen, die sie auf­wirft, ist so bunt, als wür­de man sich mun­ter durch den Inter­net-All­tag bewe­gen. Tri­via­les mischt sich mit Poli­ti­schem und Exis­ten­zi­el­lem: Ob sich das Spiel »Mensch-Sein« als Test­ver­si­on um einen Euro gut ver­kau­fen wür­de? Wie man eine nicht gera­de erhe­ben­de musi­ka­li­sche Dar­bie­tung von Stra­ßen­mu­si­kern beschrei­ben könn­te? Ob sich eine Pro­test­be­we­gung for­mie­ren wür­de, wenn jede Bür­ge­rin zur Geburt eine Woh­nung geschenkt bekä­me? Ob selbst die »radi­cal soft­ness« noch einen Super­la­tiv bräuch­te, um im Geräusch­tep­pich der Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie über­haupt wahr­ge­nom­men zu wer­den?

Im Zwei­fels­fall gibt es zwi­schen­durch eine Geschich­te über Mei­su, die Amei­se, freund­li­che Bie­nen – oder bes­ser »Bie­nys« – und dazu pas­sen­de Illus­tra­tio­nen der Autorin.

Letzt­lich sind ihre Tex­te ein Plä­doy­er für das direk­te Mit­ein­an­der-Spre­chen: »Ich weiß, Frie­den und so ist wahr­schein­lich ein biss­chen out gera­de oder so und Mit­mensch­lich­keit ein uncoo­les Wort, aber damit ist es wie­der voll Anti-Estab­lish­ment und eh wie­der cool.« 

Wol­len wir es gemein­sam mit Ansa­ri hof­fen!

Kat­rin Ober­ho­fer,  rezen­siert seit 2023 für &Radieschen.
Auf­ge­wach­sen in Maria Saal, lebt mit ihren liebs­ten Men­schen in Wien. Stu­di­um der Sozi­al- und Kul­tur­anthro­po­lo­gie und Phi­lo­so­phie, Aus­bil­dung zur Schreib­trai­ne­rin am wri­ters’ stu­dio.
Mehr Buch­re­zenz­sio­nen (und Kat­zen) gibt es unter @writing_and_cats

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