[REZENSION:] “Einzeller” von Gertraud Klemm

Gerd­traud Klemm:
EIN­ZELLER
Kre­mayr & Schreib, 2023
312 S. | € 25,00
ISBN: 978–3‑218–01382‑6
Rezen­si­on: Kat­rin Ober­ho­fer


Ich habe ja schon eini­ges von Ger­traud Klemm gele­sen und gemocht, aber Ein­zeller hat mich über­for­dert. Viel­leicht ein­fach, weil vie­les davon auf eine Art schmerz­haft wahr klingt, was ich gern anders sehen/ lesen wür­de. Aber so geht es den Prot­ago­nis­tin­nen ja auch. Gebeu­telt vom Leben, öko­no­misch ohne Boden unter den Füßen, ver­su­chen sie eine femi­nis­ti­sche Frau­en-WG zusam­men­zu­hal­ten. Las­sen sich von einem nur schein­bar dem Dis­kurs gewid­me­ten Fern­seh­for­mat dazu hin­rei­ßen, sich zu befet­zen. Ver­lie­ren sich über Dif­fe­ren­zen, die kei­ne sein müss­ten. Und stol­pern über ihr eige­nes Begeh­ren, als wür­de es jede poli­ti­sche Posi­ti­on ein­fach aus­he­beln. Hopp­la, das femi­nis­ti­sche Urge­stein ist mit dem kon­ser­va­ti­ven Poli­ti­ker ins Bett gehüpft? Ups, unge­wollt schwan­ger in einer Gewalt­be­zie­hung gelan­det? Und Über­ra­schung, die Baby­be­treu­ung ist eine ein­sa­me Ange­le­gen­heit?
Ja, möch­te frau seuf­zen, so geht es. 
Ich habe mit nichts sehn­li­cher gewünscht als ein hap­py end für jede ein­zel­ne der Hel­din­nen. Nur ist es dann nicht gekom­men.
Aber viel­leicht soll­te es das ja, die­ses Buch: die­sen Wunsch aus­lö­sen nach einem gemein­sa­men Wider­stand, einer Soli­da­ri­tät unter Frau­en.
In dem Fall – gelun­gen.
Wenn es nur nicht ganz so schmerz­haft zu lesen wäre.

Kat­rin Ober­ho­fer,  rezen­siert seit 2023 für &Radieschen.
Auf­ge­wach­sen in Maria Saal, lebt mit ihren liebs­ten Men­schen in Wien. Stu­di­um der Sozi­al- und Kul­tur­anthro­po­lo­gie und Phi­lo­so­phie, Aus­bil­dung zur Schreib­trai­ne­rin am wri­ters’ stu­dio.
Mehr Buch­re­zenz­sio­nen (und Kat­zen) gibt es unter @writing_and_cats

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